Gedanken zur Zeit

01.01.2024
Jahreslosung 2024 - Gedanken von Pfarrerin Inge Braun

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe (1. Korinther 16,1) 

Liebe Leserinnen und liebe Leser!

Was tut man nicht alles den ganzen Tag? Vom Aufwachen bis zum Schlafengehen sind unsere Tage angefüllt. Es gibt kaum eine Minute, in der wir uns nicht beschäftigen. Zähneputzen, Frühstück machen, Autofahren, arbeiten, einkaufen, Garten, Haushalt, Essen, Fernsehen, Zähneputzen. Dazwischen sind unzählige andere Tätigkeiten, die jeder von uns tut. Wenn wir nicht beschäftigt sind, suchen wir uns etwas. Und wenn es nur das Wischen auf dem Smartphone ist. Man kann im Grunde nicht nichts tun. 

Alles was ihr tut geschehe in Liebe
Bildrechte Gemeindebrief

Auch unsere Gedanken sind pausenlos in Bewegung. Wer schon einmal versucht hat, nichts zu denken, merkt schnell: Das geht nicht. Ob sich die Gedanken um die alltäglichen Fragen drehen, um spezielle Probleme oder um philosophische Lebensfragen, sie drehen sich. 

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. 1. Korinther 16, 14
Der Bibelvers für das Jahr 2024 stellt das Tun von uns Menschen in den Mittelpunkt. Alles tun, an jedem Tag, zu jeder Tageszeit, soll aus einem einzigen Grund passieren: Aus Liebe. Aus Liebe sollen wir den Kindern ihre Brotzeit schmieren. Aus Liebe sollen wir einkaufen. Aus Liebe sollen wir bei den Hausaufgaben sitzen, jemanden unterstützen. Aus Liebe sollen wir einfach mal auf dem Sofa sitzen, weil jeder von uns Pausen braucht. 
Bei dieser Art von Liebe geht es um eine Grundhaltung. Die steht als Überschrift über dem Leben. Liebe als die Grundlage für alles, was wir tun. Wir können uns vieles als Grundhaltung fürs Leben hernehmen. Die Liebe macht das Leben freundlich. Uns selbst und anderen gegenüber. Liebe als Überschrift bewirkt, dass wir auch mal etwas wegstecken können. Dass wir uns in andere einfühlen können. Dass wir andere stehenlassen können, selbst wenn sie anders sind und anders denken. 
Liebe, wie sie sich die Bibel vorstellt, hat nicht nur damit zu tun, ob wir jemanden mögen. Jesus sagt: Für die engsten Angehörigen setzt sich jeder ein. Das ist nichts Besonderes. Echte Liebe ist größer. Sie ist nicht nur ein Gefühl, sondern eine Entscheidung. Wir können uns entscheiden, Menschen liebevoll zu behandeln, auch wenn wir sie nicht leiden können. 
Der Grund für eine solche Art der Liebe ist: Gott hat sie uns vorgemacht. Er hat seine Liebe zu allen Menschen gezeigt. Er verschenkt sie an jeden, ob sie das annehmen oder nicht. Gottes Liebe hört deswegen nicht auf. Für Gott sind wir so wichtig, dass er sich von seinem Sohn getrennt hat. Jesus kam in die Welt, um die Liebe Gottes deutlich zu machen. Diese Liebe bekommen wir jeden Tag, einfach so. Weil es Gottes Grundhaltung ist. Sein Wunsch für uns ist, dass wir diese Liebe weitergeben. Wir sollen sie verschenken, weil wir von ihm so viel bekommen. Mit Gottes Liebe können wir selbst eine solche Grundhaltung für unser Leben entdecken. 

Ich wünsche Ihnen, dass Sie in diesem Jahr immer wieder Gottes Liebe zu sich selbst bemerken. Dass Sie spüren: Seine Liebe hört niemals auf. Und damit können wir alles, was wir tun, aus dieser Liebe heraus geschehen lassen. 

Ihre Pfarrerin Inge Braun

 

01.01.2023
Jahreslosung 2023 - Gedanken von Pfarrer Thilo Neuhaus

Du bist ein Gott, der mich sieht (1. Mose 16,13) 

Jahreslosung 2023
Bildrechte Gemeindebrief

Liebe Leserinnen und liebe Leser!

Wenn man manche Menschen unserer Zeit beobachtet, dann kann man zu der Erkenntnis gelangen, dass der Blick auf das Mobiltelefon wie eine ernstzunehmende Pflicht, wie ein immerwährender, imaginärer Auftrag zu behandeln sei. Viele Menschen nehmen ihre Umwelt und ihre Mitmenschen eigentlich nicht mehr wahr – zumindest nicht mehr live, sondern durch das bunte Angebot der sozialen Medien in der digitalen Welt. Wer viele Views hat, wie es neudeutsch heißt, ist der King. Dabei wäre ein Lächeln oder ein kurzer Gruß an den leibhaftig Vorbeigehenden doch so wohltuend und wertschätzend - und ist nebenbei auch völlig gratis. 

Der Wunsch des Menschen nach Aufmerksamkeit, der Wunsch wahrgenommen und gesehen zu werden, liegt glaube ich tief in uns allen. Vielleicht besteht gerade darin der Erfolg der sozialen Medien, weil man glaubt, sich die Aufmerksamkeit dort leicht verschaffen zu können. Nicht zuletzt kommt es in Partnerschaften immer wieder zu Streit, weil sich die Eheleute im wahrsten Sinne aus den Augen verloren haben. Sich nicht mehr wahrnehmen, nicht mehr sehen, wie es dem anderen wirklich geht, ist keine gute Voraussetzung für ein gelingendes Miteinander – weder in der Ehe noch in der Familie oder im beruflichen Umfeld. Sich nicht gesehen fühlen bedeutet auch immer ein Stück Einsamkeit und das Gefühl, alles selbst mit sich ausmachen zu müssen. Sich nicht gesehen fühlen hat den Geschmack der Trostlosigkeit. 

Du bist ein Gott, der mich sieht (1. Mose 16,13). Dieser Vers wird uns als Jahreslosung durch das neue Jahr 2023 begleiten. Dieser Bibelvers ist ein Bekenntnis, er drückt unbedingtes Vertrauen aus: Vertrauen nämlich, dass Gott ein sehender Gott ist, der genau wahrnimmt, wie es mir geht. Gott ist es nicht egal, was mit uns wird. Er begleitet uns auf unserem Weg und sieht jeden unserer Lebensschritte. Und ich finde, dieses Bekenntnis Du bist ein Gott, der mich sieht kann uns Kraft für unser Leben geben. Gott ist nicht der unnahbare, weit entfernte Gott. Der Gott, der mich sieht, ist ein neugieriger Gott, der Interesse an mir hat, der das Leben will – der mein Leben will. Der Beter des Verses legt uns diese Worte in den Mund, damit sie zu unseren eigenen werden. Voller Vertrauen, voller Zuversicht und voller Gewissheit, dass Gott mit uns ist. 

Du bist ein Gott, der mich sieht. Dieses Bekenntnis lässt mich selbst klarer sehen, lässt mich sehenden Auges durch mein Leben gehen und dem Menschen zugewandt bleiben. Weil mir Gott diese tiefe Sicherheit gibt, geborgen und durch ihn begleitet zu sein – immer.

Ich wünsche Ihnen für das neue Jahr, dass Sie Gottes sehende Nähe spüren können.

Ihr Pfarrer Thilo Neuhaus 

01.05.2022
Monatsspruch Mai - Auslegung durch Pfarrer Thilo Neuhaus

„Ich wünsche Ihnen alles Gute!“
Wahrscheinlich hätten Sie diesen Satz eher am Schluss des Textes erwartet. Wohlmeinende Wünsche hören wir oft, am Ende eines Gespräches, am Schluss eines Briefes oder einer E-Mail. Wir werden förmlich umzingelt von guten Wünschen und Worten. Nicht immer können wir sie so gut hören; gerade wenn es mir nicht gut geht, wirken die Worte „Alles Gute“ wie Hammerschläge. Nein, es ist nicht immer alles gut. Die gut gemeinte Höflichkeit wirkt dann anstrengend, die Worte erreichen mich nicht. Hier können Sie die Auslegung von Pfarrer Neuhaus weiterlesen

01.01.2022
Jahreslosung 2022 - Auslegung durch Annette Kurschuss - EKD-Ratsvorsitzende

„Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“, sagt Christus. Und: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid.“ Und: „Lasst die Kinder zu mir kommen und hindert sie nicht.“ Und, und, und – immer ist die Botschaft: Keiner wird weggeschickt. Keine wird abgewimmelt. Niemand bleibt außen vor.

Zur Zeit erfahren und tun wir selbst überall das Gegenteil: Dichtmachen, Mauern bauen, Brücken abbrechen, Grenzen sichern, Abwehr stärken. Ist dieses Aufeinandertreffen Zufall? 

So beginnt im Jahr 2022 Annette Kurschuss, die EKD Ratsvorsitzende, ihre Auslegung der Jahreslosung. Hier können Sie die weiteren Gedanken von Frau Kurschuss lesen.

 

01.01.2021
Jahreslosung 2021 - Auslegung durch Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm

„Die Logik des Lukas hat etwas Bestechendes: Nur wer Barmherzigkeit erfahren hat, kann barmherzig sein. Es ist wie mit der Liebe, die man nur geben kann, wenn man sie selbst erfahren hat. Das hat nichts Mathematisches, es handelt sich um keine Gleichung. Es ist Leben aus Erfahrung, die das Herz und das gesamte Dasein prägt.“

So beginnt Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der EKD-Ratsvorsitzende, seine Auslegung der Jahreslosung. Hier sind Sie eingeladen, sich weiter auf seine Gedanken einzulassen.